VIAnumero
Automatisierte Verkehrszählung
Betreiber öffentlicher Eisenbahninfrastruktur sind verpflichtet in regelmäßigen Abständen Verkehrszählungen zur Ermittlung der Verkehrsstärke an Bahnübergängen (BÜ) ihrer Infrastruktur durchzuführen. Auch im Rahmen der fortschreitenden Sanierung und des Ausbaus des Schienennetzes sind bei vorgesehenen Änderungen an den vorhandenen BÜ Verkehrszählungen notwendig.
Diese Verkehrszählungen erfolgen derzeit in der Regel manuell und sind daher sehr personalintensiv. Insbesondere vor dem Hintergrund der angespannten Fachkräftesituation ist dadurch die termingerechte Durchführung einer solchen Zählung immer öfter gefährdet. Zudem beeinträchtigt der Fehlerfaktor Mensch bei einer manuellen Zählung die Validität des ermittelten Ergebnisses.
Das System VIAnumero ist eine Antwort auf diese Problemfelder und stellt eine kostengünstigere und verlässlichere Alternative zu manuellen Zählungen dar. Die videobasierte und automatisierte Verkehrszählung erfolgt nach dem Vorbild der gültigen Richtlinien der Eisenbahnen des Bundes (DB-Ril 815.2100), dem Regelwerk für Bahnübergänge auf nichtbundeseigener Eisenbahninfrastruktur BÜV-NE sowie weiterer anzuwendender Richtlinien im europäischen Ausland.
Im Rahmen der Zählung zeichnen Kameras das Verkehrsgeschehen auf dem BÜ kontinuierlich auf. Die Aufstellung der Messtechnik erfolgt dabei so, dass ein Zugriff durch unberechtigte Dritte möglichst vermieden wird. Die verwendete Technologie ermöglicht eine Zählung, welche ohne menschliche Eingriffe oder Wartungsarbeiten im Zählzeitraum abläuft. Das System ist damit autark, kann jedoch bei Bedarf aus der Ferne überwacht werden.
Die Auswertung der Videodaten erfolgt gestützt durch eine künstliche Intelligenz und ist damit kostenarm und schnell. Aufgrund der hohen Güte der verwendeten Trainingsdaten und kontinuierlichen Weiterentwicklung ist das System zudem äußerst verlässlich. Zur Qualitätssicherung erfolgt stichprobenartig eine manuelle Überprüfung der Zählergebnisse. Die erfassten Querungen werden nach DB-Ril 815.2100 beziehungsweise BÜV-NE klassifiziert und eine Verkehrsstärke nach EBO §11, Abs. 13 ermittelt. Im europäischen Ausland erfolgen die Klassifizierung und Ermittlung der Verkehrsstärke nach der jeweilig anzuwendenden Rechtsnorm.
Die videobasierte Zählung erfolgt nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union sowie gegebenenfalls unter Berücksichtigung weiterer relevanter nationaler Rechtsnormen. Die Videodaten werden hierbei automatisiert anonymisiert durch eine Unkenntlichmachung sämtlicher Personen. Eine Erhebung personenbezogener Daten erfolgt nicht.
Durch die videobasierte Zählung können im Gegensatz zu radarbasierten Systemen zusätzliche Informationen gewonnen werden. So können etwa Rückstaus auf dem BÜ erkannt, quantifiziert und mögliche Ursachen identifiziert werden. Zudem können das Verhalten der Verkehrsteilnehmer am BÜ sowie besondere Situationen, die im Rahmen einer kurzen Verkehrsschau nicht erkannt werden können, erfasst werden. Hierzu gehören auch potenziell betriebsgefährdende Ereignisse wie spielende Kinder im Gleisbereich oder parkende Kraftfahrzeuge. Diese Erkenntnisse können dann neben der Verkehrsstärke eine weitere Basis für eine Anpassung der Sicherung des BÜ beziehungsweise die Entwicklung weiterer Gegenmaßnahmen bis hin zur Beseitigung des BÜ sein.
Aufgrund der kürzer werdenden Tageslänge werden die Verkehrszählungen nach Möglichkeit im Zeitraum vom 01. April bis zum 15. September eines Jahres durchgeführt. In Absprache mit dem Kunden ist auch eine Zählung außerhalb dieses Zeitraums möglich.
Als Ergebnis erhält der Kunde neben einem ausführlichen Bericht mit den klassifizierten Zähldaten in tabellarischer und grafischer Form auch eine Zusammenstellung der erfassten Ereignisse wie Rückstaus oder betriebsgefährdende Ereignisse. Zudem können anonymisierte Zählvideos nach Abschluss der Auswertung zur Verfügung gestellt werden.
Mögliche Einsatzfelder:
- Ermittlung der Verkehrsstärke auf Basis DB-Ril 815.2100 / BÜV-NE / nationaler Rechtsnormen
- Erkennung von Rückstaus und Analyse von Verkehrsverhalten
- Identifizierung von eisenbahnbetriebsgefährdenden Zuständen
Automatisierte Randwegerkennung
Zur umfassenden Inspektion des Sicherheitsraums entlang einer Bahnstrecke gehört die regelmäßige Untersuchung von Randwegen. Diese Wege dienen als Aufenthaltsbereiche für Beschäftigte, die sich außerhalb des Gefahrenbereichs bewegter Fahrzeuge aufhalten. Der Zustand der Randwege sowie die umgebende Vegetation müssen in regelmäßigen Abständen überprüft werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Die manuelle Überprüfung von Randwegen über große Streckenabschnitte ist jedoch eine zeitaufwändige, kostenintensive und wiederkehrende Aufgabe. Hier setzt das System VIAnumero an, welches eine videobasierte, KI-gestützte und automatisierte Erkennung von Randwegen bietet, die den Vorgaben der einschlägigen Richtlinien der Deutschen Bahn (DB RIL 800.0130A04) entspricht. Dieses System ermöglicht eine automatisierte Erfassung und Visualisierung von Infrastrukturen im Bahnbereich. Die präzise und schnelle Erkennung sowie Klassifizierung des Zustands von Randwegen entlang großer Streckenabschnitte erlaubt es Infrastrukturbetreibern, gezielte Instandhaltungsmaßnahmen effizient zu planen und umzusetzen.
Während regulärer Streckenbefahrungen werden hochauflösende Videoaufnahmen und GNSS-Daten entlang der Bahnstrecke aufgezeichnet. Diese Videodaten werden anschließend durch maschinelle Lernverfahren ausgewertet, um eine Punktwolke zu erzeugen, aus der dreidimensionale Informationen abgeleitet werden können. Die erfassten Punktwolkendaten werden mit öffentlich zugänglichen Geodaten, wie ALS-Daten, Luftbildern und Katasterdaten, fusioniert. Die anschließende Messung der Randwegbreiten erfolgt in einem Geoinformationssystem (GIS), wobei die Ergebnisse in tabellarischer Form aufbereitet werden, um eine einfache Auswertung und Bearbeitung zu ermöglichen. Diese Daten können beispielsweise in schematische Übersichtspläne überführt werden.
Das System VIAnumero unterstützt und vereinfacht nicht nur die Erkennung und Analyse von Randwegen, sondern auch von Feuerwehrzufahrten, Rettungswegen und Rangierwegen. Darüber hinaus stellt es ein wertvolles Hilfsmittel bei der Planung und Erneuerung von Bestandsobjekten dar, insbesondere im Kontext der BIM-Modellierung, der Entwässerungsplanung, der Kabelkanalführung, der Erstellung von Regelquerschnitten sowie der Massenbestimmung und der Planung von Grünschnittarbeiten.