Presse
Projektstart DZSF-Forschungsprojekt IDaDiS

Projektstart des DZSF-Forschungsprojektes „iDaDiS“ – Ableitung der idealen Datenanforderungen für ein digitales Schienennetz
In einer zunehmend vernetzten Welt bildet die Digitalisierung das Rückgrat moderner Verwaltungsprozesse und eröffnet neue Möglichkeiten zur Verbesserung von Effizienz, Transparenz und Zusammenarbeit im Bahnsektor. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sind bei der Erfüllung ihrer hoheitlichen Aufgaben oft mit unzureichenden Datenbeständen und sehr heterogenen Datenstrukturen konfrontiert. Dies erschwert die alltägliche Arbeit und verlängert Planungs-, Genehmigungs- und Steuerungsprozesse der Behörden.
Das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) hat daher das Forschungsprojekt iDaDiS (Ableitung der idealen Datenanforderungen für ein digitales Schienennetz) zur Koordinierung der Digitalisierungsprozesse im deutschen Schienenverkehr beauftragt. Bis Anfang 2027 sollen die Ingenieure und Informatiker der Bahnkonzept GmbH Deutschland aus Dresden mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hierbei untersuchen und beschreiben, wie eine einheitliche Datenstruktur für behördliche Prozesse im deutschen Schienennetz sinnvoll aufgebaut werden kann. Ziel des zweijährigen Projekts ist es, die Aufgaben des EBA und BMDV durch eine zentrale, besser nutzbare Datenhaltung zu unterstützen. Dabei wird analysiert, welche Datenbedarfe bestehen und wie diese in einer gemeinsamen Systematik auf Basis von Anwendungsfall-Beschreibungen verknüpft werden können. So soll unter anderem geprüft werden, wie Netz-Zustandsdaten systematisch und effizient zur Simulation der Leistungsfähigkeit und Betriebsqualität im bundesdeutschen Schienennetz genutzt werden können. Weitere Anwendungsfälle sind unter anderem die Bekämpfung von Schienenlärm, Krisenmanagement oder auch die Investitionssteuerung. Dabei sollen Datenlücken und Inkonsistenzen aufgezeigt, Doppelpflege und Datensilos konsequent vermieden und eine Struktur für Datenhaltung und -austausch auf Basis von etablierten Standards entwickelt werden.
Als Experten für die Digitalisierung von Eisenbahndaten greifen die sächsischen Infrastrukturexperten von Bahnkonzept mit dem DLR dabei auch auf langjährige Erfahrungen, etwa aus dem Projekt Infrastruktur-Datenbank für Regionale Eisenbahnstrecken (Indres) aus dem Förderprogramm mFund des BMDV zurück. In Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurde hier eine Datenbank für Infrastrukturdaten nichtbundeseigener Eisenbahninfrastrukturunternehmen entwickelt und bereits als einheitliche und weiternutzbare Datenbasis bei zwei Bahnen in Niedersachsen sowie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geschaffen.
Pressemitteilung Projektstart Indres

Kleine Bahnstrecken digitalisieren und besser vermarkten – BMVI fördert Forschungsprojekt Indres
Im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND (Modernitätsfonds) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) arbeiten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Bahnkonzept Deutschland und weitere Partner sowie Eisenbahninfrastrukturbetreiber aus Brandenburg und Niedersachsen im Verbundvorhaben Indres zusammen. Das im Juli 2020 gestartete Projekt wird bis Sommer 2023 durch den mFUND des BMDV mit insgesamt 2,48 Millionen Euro gefördert.
Ziel
Alle Bereiche des Wirtschaftslebens sind heute von digitalen Datenströmen durchzogen, um Informationen zwischen Anbietern, Kunden und Dritten austauschen und aktuell halten zu können. So stehen auch für das DB-eigene Streckennetz umfangreiche Informationen zu Gleisnutzlängen, möglichen Geschwindigkeiten, Streckenöffnungszeiten oder Störungen aus dem Projekt Einfachbahn zur Verfügung, welche von Güterverkehrsbahnen täglich für Planung und Disposition ihrer Züge genutzt werden.
Anders stellt sich die Situation bei den kleineren Privatbahnen ohne In-House-IT-Dienstleister dar: Hier dominieren noch manuell gepflegte Daten als digitales Papier (PDF) oder in Form von eigenen Excel-Tabellen, die nicht automatisiert weiterzuverarbeiten sind. Somit ist hier die Aktualität der Daten nur dann gegeben, wenn die Daten händisch angepasst werden. Da dies für die Unternehmen sehr aufwändig ist, ist die Datenlage dadurch oft nicht aktuell. Dies zu ändern und damit mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen ist Anliegen des Projekts Indres.
Deutschland ist reich an nichtbundeseigenen Bahnen, welche – neben der DB Netz – öffentlich zugängliche Eisenbahn-Infrastruktur betreiben. Sie sind ein Rückgrat des Bahnverkehrs, wie zum Beispiel das 232 km lange Netz der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser im Hinterlandverkehr von den Nordseehäfen nach Süddeutschland. Bahnen dieses Typs sind die Zielgruppe des Projekts Indres.
„Der tägliche Betrieb, die langfristige Erhaltung und strategische Vermarktung unseres Streckennetzes von ca. 450 Kilometern Länge binden unsere Ressourcen fast vollständig. Daher ist ein Projekt wie Indres für uns als mittelständisches Unternehmen lebensnotwendig, um unsere Bahnlinien im ländlichen Raum zukünftig durchgängig digital zu verwalten und vor allem an Kunden aus ganz Deutschland für kurzfristige Verkehre vermarkten zu können.“ sagt Dr. Ralf Böhme, Geschäftsführer der RegioInfra, einem bundesland-übergreifenden Infrastrukturbetreiber in Nord-Ost-Deutschland. „Wir freuen uns, dass das BMVI mit Indres auch Privatbahnen direkt unterstützt!“
Fachlich geführt wird das Projekt von den Dresdner Bahninfrastrukturexperten der Bahnkonzept Deutschland, welche von der videobasierten Datenerfassung über mandantenfähige Datenbanken bis zu Ausgabeformaten des täglichen Bahnverkehrs das Gesamtkonzept und den Betrieb verantworten. „Bei den Schnittstellen zu Drittsystemen setzen wir auf international verwendete Industrie-Standards“, ergänzt Verkehrsingenieur Christian Rahmig vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik in Braunschweig, welches die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit absichert. „Damit gewährleisten wir, dass die Daten ohne Mühen auch in anderen Planungssystemen verwendet, bei den Bahnen auch langfristig gepflegt und sogar an europäische Datenbanken wie RINF der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) übergeben werden können.“
Projektsteckbrief
Das Projekt wird gemeinsam von mehreren Partnern durchgeführt:
- Bahnkonzept GmbH Deutschland, Dresden
- datom – Gesellschaft für produktive Computergemeinschaften mbH, Dresden (DAT)
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Institut für Verkehrssystemtechnik, Braunschweig (DLR)
- Dresden Elektronik Ingenieurtechnik GmbH, Dresden (DDE)
- EPV-GIV Europrojekt Verkehr – Gesellschaft für Ingenieurleistungen im Verkehrswesen mbH, Dresden (EPV)
- Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH, Zeven (EVB)
- Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG, Putlitz (RIN)
Das Eisenbahn-Bundesamt(EBA), die Bundesnetzagentur (BNetzA), das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) sowie weitere Behörden (z.B. Destatis), Verbände und die DB Netz sollen über einen Projektbeirat eingebunden werden. Eine Einbindung weiterer nichtbundeseigener Bahninfrastrukturbetreiber ist während der Projektlaufzeit bis Juni 2023 jederzeit möglich. Ein Prototyp der Indres-Infrastrukturdatenbank soll im Winter 2022/2023 vorgestellt werden.
Transparenzhinweis vom 22. August 2022: Name Fördergeber, Projektteilnehmer und -zeitplan sowie Bild aktualisiert
Über den mFUND des BMVI
Im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD. Weitere Informationen finden Sie unter www.mfund.de.
Fachartikel Infrastrukturdatenregister Indres

Das Forschungsprojekt Indres beinhaltet – gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) – die Konzeption und Umsetzung eines digitalen Eisenbahn-Infrastrukturdaten-Registers für die NE-Bahnen. Wesentliche Ziele sind die Verwaltung von bahnbetrieblichen Sach- und Geodaten sowie deren Bereitstellung für die verschiedenen Nutzer der Eisenbahninfrastruktur. Das Projekt soll den über 170 in Deutschland tätigen weiteren Infrastrukturbetreibern (neben der DB Netz) ein echtes Sprungbrett in die Welt des digitalen Arbeitens im Bereich der Infrastrukturdaten bieten. Damit soll die Vermarktung der NE-Infrastruktur im Bereich der Trassen und Abstellgleise vereinfacht und nicht nur das politische Ziel von „Mehr Verkehr auf die Schiene“ unterstützt, sondern auch die Erlössituation der NE-Bahnen verbessert werden.
Der Fachartikel Infrastrukturdatenregister Indres wurde in der Zeitschrift Der Eisenbahningenieur, Ausgabe Februar 2020 veröffentlicht. Weitere Informationen zur Zeitschrift Der Eisenbahningenieur können Sie unter www.eurailpress.de/ei finden.
Durch Klick auf das nebenstehende Bild wird der Artikel als PDF (2,3 MByte) geöffnet, ein zusätzlicher Download für Abonnenten ist im Eurailpress-Archiv möglich.
Integriertes Lokführer-Training für die Neubaustrecke VDE 8.2
Weltweit werden viele Bahnstrecken neu eröffnet oder so umgebaut, dass diese für die Lokführer meist nicht mehr wiederzuerkennen sind. Für einen sicheren Bahnbetrieb ist es in der Regel erforderlich, dass das Lok- und Zugpersonal über die allgemeinen Begebenheiten und Besonderheiten der Strecken und Bahnhöfe einzuweisen.
Enge Terminplanungen bei der Fertigstellung der Strecken lassen meist es kaum zu, die Lokführer direkt auf der Strecke einzuweisen, was üblicherweise verlangen würde, dass die Lokführer mehrfach die Strecke unter Anleitung befahren müssen. Aus diesem Grund ist es meist geboten und auch wirtschaftlich effizienter, die Bahnstrecken mit moderner Videotechnik zu visualisieren und dabei zusätzlich wichtige Infrastrukturdaten wie Signale, Rettungswege oder Bügel-Ab-Strecken vorzustellen. Damit haben die Eisenbahnfahrzeugführer die Möglichkeit neue oder umgebaute Bahnstrecken per Video am PC abzufahren und die sogenannte Streckenkunde zu erlangen. Damit einher gehen auch Informationen zum wirtschaftlichen und kundenfreundlichen Betrieb wie energiesparendes Fahren oder optimierte Halteplätze. Ein mehrmaliges Mitfahren auf der Strecke kann somit entfallen.
An Hand der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Erfurt – Halle/Leipzig soll das Vorgehen beim Erlangen dieser Streckenkunde durch den Einsatz von Streckenkunde-Videos und weiterer digitaler Unterlagen erläutert werden.
Die Neubaustrecke Erfurt – Halle/Leipzig ist die erste deutsche Strecke auf ETCS Level 2 ohne Aussensignale auf einer festen Fahrbahn, welche Ende 2015 in Betrieb gegangen ist. Diese Strecke kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h befahren werden. Eingebunden in diese Strecke wurden 6 Brücken – unter anderem die Saale-Elster-Talbrücke mit einer Länge von ca. 6,5 km, die derzeit längste Fernbahnbrücke Europas – und drei Tunnel, deren Längster der Finnetunnel mit einer Länge von ca. 6,97 km ist. Gerade die neuartige Signalisierung des ETCS-Zugsicherungssystems ist eine große Herausforderung für die Lokführer.
In enger Zusammenarbeit mit dem Betreiber DB Netz und den Eisenbahnverkehrsunternehmen wie DB Fernverkehr und Anderen wurde für diese Strecke zusätzlich zum Streckenkunde-Video ein Streckenprospekt zur Erlangung der Streckenkunde für Eisenbahnfahrzeugführer erstellt. Im Streckenprospekt wurden alle bautechnischen und technischen Gegebenheiten der Strecke aufgezeigt, wie z.B. Streckenstandards, Ausrüstung, Betriebsweise, Schnittstellen zur Bestandsinfrastruktur, Betriebsstellen. Zudem wurden mit detaillierten Grafiken wichtige Besonderheiten der Strecke wie ETCS-Fahrwege, schematische Gleisplänen der einzelnen Bahnhöfe usw. dargestellt.
Durch die intelligente Verknüpfung von herkömmlichen Schulungsunterlagen mit geografisch verorteten Videos wurde ein sicherer und wirtschaftlich effizienter Weg gefunden, damit die Eisenbahnfahrzeugführer eine umfassende Streckenkunde nach den Richtlinien der DB (Richtlinie 492.0755) erfolgreich erreichen konnten. Erst mit dieser Interaktion von Streckenprospekt und Streckenvideo hatten diese die Möglichkeit, sich vorab mit allen technologischen Neuerungen, betrieblichen Besonderheiten und Abläufen auf der Strecke vertraut zu machen, die Strecke per Video zu befahren und dann die gewonnenen Erkenntnisse beim Befahren der Neubaustrecke Erfurt – Halle/Leipzig zu nutzen.
Seit dem 13. Dezember 2015 ist die Neubaustrecke Erfurt – Halle/Leipzig zur Zufriedenheit von Betreibern und Kunden in Betrieb. Eine Ausweitung dieses erfolgreichen digitalen Lernprozesses auf andere Projekte in Deutschland ist bereits geplant und damit auf dem Weg zu einer anerkannten Regel der Technik.